Aug in Aug mit den Kontrahenten
10.Februar.2016
Am 28. Februar wählt Goldach im zweiten Wahlgang ein neues Gemeinderatsmitglied. Am zweiten Podium haben die vier Kandidaten vor allem über die geplante Strasse durchs Mühlegut diskutiert. Aus dem Publikum gab’s kritische Fragen.
GOLDACH. Es ist alles anders am zweiten Podium zur Goldacher Gemeinderatswahl. Aus zwei Kandidaten am ersten Podium wurden vier. Aus 50 Zuhörern wurden am Montagabend 150. Reto Kuratli (SP), Martin Hochreutener (SVP), Kathrin Michel und Marcel Eck (beide parteilos) haben sich am Anlass, organisiert von der SP Rorschach Stadt am See, den Fragen von Moderator Raphael Mösch gestellt.
Nach der harmonischen Vorstellungsrunde werden diese brisant. Mösch will von Kuratli wissen, wieso er sich für ein Gremium bewirbt, das er einst scharf kritisierte. «Ich will Verantwortung übernehmen», antwortet Kuratli. Den parteilosen Marcel Eck spricht Mösch auf die Verunstaltung der SP-Wahlplakate an. Eck, der an diesem Abend immer wieder abschweift und unterbrochen werden muss, antwortet für einmal knapp: «Ich will eine Strafanzeige provozieren.» Kathrin Michel konfrontiert der Moderator mit dem Gerücht, ihre Kandidatur sei hinter vorgehaltener Hand von einer Partei eingefädelt worden. «Stimmt nicht. Es war ganz allein meine Entscheidung.»
Mühlegut scheidet die Geister
Hauptthema der Diskussion ist die geplante Entlastungsstrasse Mühlegut. Der Verwaltungsrat der Ortsgemeinde stellt sich gegen das vom Gemeinderat vorgestellte Projekt. Dieser argumentiert, die Ortsbürger hätten eine Mitarbeit abgelehnt. «In dieser verfahrenen Situation kann man das Projekt nicht beurteilen», sagt Kuratli. Beide Standpunkte seien verständlich. Er plädiert dafür, einen Schritt zurückzugehen und eine Lösung zu suchen, mit der alle zufrieden sind. Eine solche gibt es laut Michel nicht. «Es kann nicht nur Gewinner geben.» Das Projekt des Gemeinderats findet sie gut, versteht aber die Anliegen der Ortsbürger. Letzteres tut auch Hochreutener: «Man muss beide Seiten anhören.» Er bilde sich eine Meinung, wenn das Projekt der Ortsbürger vorliege.
Vorwürfe an Kathrin Michel
Das genügt einem Votanten nicht. «Ich will jetzt von Ihnen allen ein Ja oder Nein zum Projekt des Gemeinderats», fordert er die Kandidaten in der Fragerunde auf. Kuratli und Hochreutener enthalten sich. Eck spricht sich dagegen aus, «noch mehr Kulturland für Strassen zu opfern». Einzig Kathrin Michel sagt zur Umfahrung Mühlegut Ja. Sie ist es auch, die anschliessend keinen leichten Stand hat. Mehrmals wird ihr in der Fragerunde vorgeworfen, sie wurde entgegen ihrer Aussage von einer Partei portiert. «Das ist völlig aus der Luft gegriffen», betont Michel. Sie sei von keiner Partei angesprochen worden. Nachdem ein Votant entgegnet, er habe andere Informationen, greift Moderator Mösch ein. «Entweder glauben Sie ihr, oder nicht.»
Eine kritische Frage geht auch an Hochreutener. Eine Votantin will wissen, warum er sich für ein breiteres Kulturangebot in Goldach ausspricht, eine Stadt am See aber kategorisch ausschliesst. Kulturelle Angebote lebten von der Region, man profitiere voneinander. «Ich sehe das Problem nicht», antwortet Hochreutener und lässt sich auf keine Diskussion über eine Fusion mit Rorschach oder Rorschacherberg ein. «60 Prozent haben das abgelehnt. Goldach kann auch alleine etwas auf die Beine stellen.»
Kuratli wird nach seinen Ideen für die Nutzung des leerstehenden Gmünderhauses gefragt. «Ich stelle mir dort einen Gemeindesaal vor», sagt er und nennt als Beispiel den Adlersaal in Mörschwil. Die Frage, wo es beim Gmünderhaus Parkplätze gebe, kontert er mit einer Gegenfrage. «Wieso überhaupt das Auto nehmen?»
Artikel ist im Tagblatt vom 10.02.2016 erschienen (Link)