Veraltete Planzahlen für neuen Autobahnanschluss in Rorschach
10.März.2016
Die effektiven Verkehrszahlen rechtfertigen den Bau eines zusätzlichen Autobahnzubringers in keiner Art und Weise. Dies zeigt ein durch Prof. Klaus Zweibrücken erstelltes Positionspapier klar auf. Mit alternativen Massnahmen kann das Verkehrsproblem in der Agglomeration effektiver, zu tieferen Kosten und ohne grossen Landverbrauch angegangen werden.
Das Komitee gegen einen dritten Autobahnanschluss hat Verkehrsplanungsprofessor Klaus Zweibrücken beauftragt, das Projekt aus Expertensicht zu durchleuchten. Das in einem Positionspapier präsentierte Ergebnis hat nicht nur die Sichtweise des Komitees bestärkt, es hat auch ganz neue, überraschende Fakten aufgezeigt.
Fahrlässig veraltete Zahlenbasis
Das vorgestellte Projekt eines zusätzlichen Anschlusses orientiert sich am antiquierten Ansatz, dass dem Problem „mehr Verkehr“ nur mit zusätzlichen Strassen begegnet werden kann. Auf Grund von Verkehrszahlen aus dem Jahre 2007 wurden Hochrechnungen bis ins Jahr 2025 gemacht. Das effektive Verkehrsaufkommen liegt im Jahr 2014 zwischen 25 und 36% tiefer als die prognostizierten Werte in der Planung des Kantons. Bei einer Angleichung der Prognosen 2007 an die effektiven Ist-Werte 2014 verknüpft mit der aktuell zu erwartenden Verkehrsentwicklung liegen die Abweichungen fokussiert auf das Jahr 2025 bei 43 bis 65 Prozent (zu hoch). Ein Projekt dieser Grössenordnung auf dieser Zahlenbasis weiter zu entwickeln ist nicht haltbar und schlicht fahrlässig.
Bahnquerungen richtig optimieren
Es ist unbestritten, dass die Verkehrsstaus in den Hauptverkehrszeiten ein grosses Ärgernis sind. Der Hauptgrund ist das Fehlen von Unterführungen an der Bahnlinie. Kanton und Gemeinden haben es aber unterlassen, eine Verkehrsuntersuchung mit Angaben zum Ziel-/Quell- sowie zum Binnenverkehr zu machen. Für den Binnenverkehr (Start und Ziel in der Region) bringt der Autobahnanschluss nämlich keine Lösung. Stattdessen wurde ohne vertiefte Kenntnisse ein Autobahnanschluss mit einem Zubringer ins Zentrum geplant. Dies ohne eine verbindliche Abhängigkeit zur Realisierung allfälliger weiterer Unterführungen und weiteren flankierenden Massnahmen. Das Komitee gegen den Autobahnanschluss befürwortet die gezielte Planung von Bahnunterführungen, damit könnte das grosse Ärgernis gezielt angegangen werden. Dies hat aber weitreichende Folgen auf das Verkehrssystem. Die Frage, wo und wie viele Bahnunterführungen sinnvoll sind, kann nur dann seriös betrachtet werden, wenn Daten zum Aufkommen und zur Verteilung des Ziel-, Quell- und Binnenverkehrs vorliegen.
Flickwerk statt regionalem Konzept
In den bisher veröffentlichen Unterlagen wird suggeriert, dass es sich um ein gemeinsames, über alle Gremien abgestimmtes Verkehrsprojekt handelt. In Tat und Wahrheit hat aber jede Gemeinde eine eigene, in diversen wichtigen Punkten mangelhafte Verkehrsplanung. Eine gemeindeübergreifende regionale Planung fehlt. Die vorgeschlagenen Änderungen entlasten wenig, belasten aber zusätzlich. Dies speziell entlang der Achse Sulz-/ Goldacher-/ Thalerstrasse sowie im Zentrum von Rorschach.
Teure Lösung auf Kosten der Natur
Mit dem geplanten Anschluss wird einer der letzten grünen Hänge zerschnitten, das Naherholungsgebiet würde zerstört, die Liegenschaften speziell an den schönen Hanglagen durch zusätzlichen Lärm entwertet. Sinnvolle Entwicklungsmöglichkeiten würden erschwert bis verunmöglicht. Die negativen Auswirkungen für die Top-Wohnlagen wären in Goldach und im Rorschacherberg frappant. Zudem entstehen für ein derart fragwürdiges Projekt Kosten von weit über 100 Millionen, einen ansehnlichen Anteil tragen die drei Gemeinden vor Ort.
Die heute vorhandenen Verkehrsmengen liegen überall in Grössenordnungen, bei denen andernorts versucht wird, diese möglichst ohne neue Verkehrsinfrastrukturen zu bewältigen und die Belastungen über optimale Strassenumgestaltungen auf der Basis von Betriebs- und Gestaltungskonzepten zu vernünftigen Kosten erträglicher zu machen. Solche Überlegungen müssen in Gesamtverkehrsbetrachtungen einbezogen werden. Alternativen ohne zusätzliche überdimensionierte Strassen wurden aber nie ernsthaft geprüft.
Die durch dieses Positionspapier belegten Fakten zeigen, dass die bisherige Planung schlicht unhaltbar und nicht zu verantworten ist. Das Komitee gegen den dritten Autobahnanschluss fordert deshalb dringend eine Neuplanung mit den nötigen Analysen, unter anderem zum hausgemachten Verkehr in den drei Gemeinden. Auf Grund effektiver Zahlen zum Ziel- / Quell- und Binnenverkehr sind ernsthafte Alternativen auszuarbeiten, welche ohne zusätzlichen Anschluss auskommen, die Bahnquerungen optimieren, die Landschaft schützen, die Probleme an der Ursache bekämpfen und letztendlich auch wesentlich kostengünstiger sind.
Direkt-Link zum Positionspapier: Download
Weitere Informationen auf der Homepage des Komitees unter kein3.autobahnanschluss.ch.
Quelle: Medienmitteilung Komitee gegen den Autobahnanschluss Rorschach